Vor einiger Zeit habe ich einen Tagfahrlicht-Warner ins Kombiinstrument gebaut. Auf die Dauer nervte das Ding einfach fürchterlich:
- Die Elektronik hing hinten am Instrument dran, jedes mal beim Bremsen kam das Gefühl auf, als hätte ich ‘nen Specht im Wagen. Tock tock tock…
- Absolut nicht Utero-Amerikaner-Tauglich: “Mimimi da leuchtet was Rotes in Deinem Tacho!!!” Aber trotzdem noch 300km damit rumrollen…
- Elektronisch nicht ganz perfekt: Irgendwann besuchte die halbe Leiter eine Umschulung zur Drahtbrücke. Hat ‘ne 20A-Sicherung durchgeknallt.
- Bei der Demontage habe ich aus versehen ein Kabel abgerissen, da sich ein Stecker im Kabel verhakt hatte
- Die ganze Zeit auf eine blaue Klobeleuchtung in “Auto mit offenen Türen”-Form glotzen ist Mist.
Also nochmals das Ganze…
Diesmal wollte ich das Fernlicht-Symbol erweitern – schien mir am Sinnvollsten. Dies Bedurfte aber sorgfältiger Vorbereitungen.
Erstmal musste der Hohlraum und das blaue Plättchen abgeformt werden. Also flugs etwas 2-Komponenten-Silikon angemischt…
… und den Hohlraum der Fernlicht-Birne und das dazugehörige Symbol abgeformt.
Man merkt, dass es sich hierbei um Industriequalität handelt. Das Mischverhältnis ist logisch und einfach herzustellen und die Verarbeitungszeiten stimmen. Die Pampe kann nach dem Anmischen maximal 10 Minuten lang verarbeitet werden (wird Galertartig) und ist nach 30 Minuten abgebunden und fest.
Lufteinschlüsse wollte ich mittels schütteln, klopfen usw… vermeiden…
… hat ja wunderbar geklappt. Mist.
Ich habe einen “genialen” (= genial billigen) Industriestaubsauger. Der kann zwischen 10 und 400Hz betrieben werden, mit benutzbarem Ein- und Auslass. Bei >200Hz wird das Betriebsgeräusch aber etwas beunruhigend (tönt wie ein Ferrarimotor, kann nicht gesund sein), lutscht dafür aber das Chrom von der Stossstange.
Ausserdem kann man ihn dauerhaft mit verstopftem Rohr betreiben, er nuckelt dann ein ordentliches Vakuum.
Also nochmals Zaubertrank angerührt, wieder in den Deckel der Petflasche gefüllt, Plättchen reingedrückt, Saugerrüssel darüber gedrückt und den Sauger langsam hochgefahren.
“wusch wusch wusch wuschwuschwusch ooooouuuuuuuiiiiiiiiiii KLACK RUMPEL RUMPEL KNIRSCH KKKKKKKKKKKKKKKKKKK”
Scheisshaus! Der gefüllte Deckel hat einen auf Astronauten gemacht und ist das Rohr hoch geflogen… Dadurch hat er die Turbine verklemmt. Zum Glück war das blaue Plättchen leicht genug um mit etwas Silikon an der Schlauchwand festzukleben.
Also nochmals. Pampe angerührt, abgefüllt. Aus einem Vibrarionsalarm eines alten Mobiltelefons habe ich eine Rüttelplatte improvisiert. Dann das Plättchen ‘rein geworfen und gehofft.
Specktier gehabt. Besser bekomm’ ich es ohne Vakuumpumpe und ohne -glocke sowieso nicht hin.
Den Ausguss des Hohlraums (siehe Oben) musste ich nochmals abformen, da ich ja die Schaltung in Epoxidharz eingiessen und im Tacho versenken wollte.
Ich ging von der Tatsache aus, dass der Silikon auf sich selbst nicht klebt. Bei Massen der Mitbewerber ist das so, bei der von mir verwendeten Masse ist das nicht so. Das klebt. Wie Sau!
Als Trennmittel habe ich alles versucht. Olivenöl (Jungfräulich, mit Nachdruck), medizinisches Gleitmittel, Silikonspray, Wasser, Vodka, … hat nicht funktioniert.
Der Hersteller empfiehlt ein spezialisiertes Trennmittel oder Vaseline. Hatte ich beides nicht im Haus. Lustigerweise hat es aber mit einer Mischung aus allem dann doch einigermassen hingehauen.
Der erste Abguss war Mist. Ich wollte Material sparen und habe das Negativ mit Knetmasse angeklebt. Zudem habe ich nur 2mm Wandstärke gewählt. Das Epoxy suppte zwischen Knetmasse und Form ‘raus und die Form war praktisch nicht stabil.
Also nochmals ein Positiv gegossen – diesmal in zwei Schritten – es sollte eine zweiteilige Form geben. Die Formen waren danach nicht mehr zu trennen, ich musste zum Skalpell greifen. – die Form war aber verwertbar.
Also kurz etwas Elektronik zusammengetüddelt und in Epoxidharz gegossen. Das blaue Plättchen habe ich ebenfalls mit Harz nachgegossen.
Bei der Montage wurde mir dann klar, dass ich nicht den ganzen Hohlraum hätte ausgiessen müssen. Die schwarze Platte des Kombiinstruments drückt etwa 5mm in den Hohlraum hinein. Glücklicherweise war die Schaltung genug kurz, so dass ich vorne noch ca. 5mm mit den Tellerschleifer abnehmen konnte.
Der Anschluss gestaltete sich auch etwas schwierig. Ich wollte die Anschlussdrähte durch das Loch der Vollicht-Birne legen. Zusätzlich musste ich aber das Signal dieser Birne abgreifen.
Die Birnen sind mit solchen Toshiba V2 Bajonettfassungen im Tacho montiert.
Ich versuchte, diese mit Epoxidharz abzugiessen. Eine einzige Katastrophe. Das Zeug ist unter Wärmeeinwirkung absolut nicht Formstabil und bekommt die Konsistenz von Limburger.
Ein Telefonat später war mir bekannt, dass der Autoonkel für eine solche Originalfassung 6 Silberlinge haben möchte. “Tut dat not, datt dat so teuer is?” dachte ich mir. eKauf förderte einen Chinesen zu Tage, welcher LED-Ersatzlampen für die Quetschsockeglühbirne wahlweise in Käseblau, Puffrot oder Sonnengrün anbietet. Inkl. Fassung. Der 10er-Pack kostete 5 Amerikanische Münzen.
6-8 Wochen später hat mir der Postjockel das Zeug vor die Tür gelegt. Also eines genommen, die Fahnen ‘rausgerissen und beschnitten (Flügel weg) und hinten ein 4mm Loch ‘reingeeiert.
Die Fahnen mit den Anschlussdrähten des Vollichts verlötet und mit Hilfe von Schrumpfschlauch und Heisskleber in der Fassung fixiert.
Zu guter Letzt die Fassung und die übrigen Drähte montiert.
Ab damit in die Schüssel und um den Block geschoben.
Meine Fresse, die Leuchtdiode ist vielleicht hell! Ausserdem ist die Ausleuchtung inhomogen.
Also das Instrument nochmals eingebaut, das mittlerweile transparente Plättchen auf der hinterweite “leicht” mit weisser Farbe lackiert. Nur ein Sprühstoss…
Wieder das Fahrzeug beglückt… und: Fäkalien! Die Farbe ist deckend. Sieht aus, als wenn jemand seine Diarrhoe gegen mein Fernlicht geschissen hätte!
Unter leisem Fluchen die ganze Scheisse wieder aus dem Wagen gefischt und den Schiss mit Klopapier der Körnung P2000 nass abgeschliffen. Die Problemlösung war schlussendlich einfach: Eine Streuscheibe hinter das Plättchen montieren.
Die Streuscheibe war nur ein Plättchen, welche ich zu Dick gegossen hatte – abgeschliffen und angeraut.
Leider hat die Streuscheibe einen Lufteinschluss, aber im Moment bleibt das so. Habe keine Geduld und kein Epoxidharz mehr.