Irgendwie habe ich die Sache mit den FibreChannel-Festplatten völlig aus den Augen verloren. Der Auftraggeber glänzt seit mehreren Monden mit totaler Kommunikationsunfähigkeit, und weil ich die Schachtel von meinem Schreibtisch ins Labor migriert habe mussten meine Augen nicht mehr jeden Tag jenes Elend ertragen.
Mittlerweile hat die Sache völlig unbeabsichtigt einen zweiten Teil bekommen…
Die letzten knapp zwei Jahre fanden mehrere grosse Speichersysteme ihren Weg ins Lagerhaus – einige habe ich selber zurückgebaut, andere wurden mir geschenkt, noch andere habe ich aus dem Sumpf (wörtlich! Rohrbruch) gezogen. Meistens HP Enterprise Virtual Array, 6000er und 8000er-Serie.
Nicht jede der EVA’s konnte ich erhalten – das Sumpfmodell war beispielsweise olfaktorisch eine ganz neue Erfahrung, das Restaurationskämmerchen im Lagerhaus hat Monatelanglang nach einer Kombination aus vermentierendem Rasen, Bürstenfeuer einer billigen Flex und … äh … “dem Zerfallprodukt von Buttersäure” gerochen. Da es unter Spannung gewässert wurde taugte es nur noch zum Organspender.
Nach einigen abgeschlossenen Restaurationen blieben ein paar Enclosures und viele Festplatten mit insgesammt ca. 220TB Speicherplatz über. Was tun damit?
Zwei Probleme lösen:
- Ich mag nach Möglichkeit nichts Funktionierendes wegschmeissen.
- Ich habe viele Daten, welche ich für n (1, 5, 10, …) Jahre aufbewahren möchte.
Also einen kritischen Blick ins Lager riskiert, etwas altes Glas in der Konfiguration “Kabel”, etwas gebrauchtes Kupfer in der gleichen Konfiguration und etwas überholte Rechenleistung unter den Arm geklemmt und zusammen mit zwei Enclosures und ein paar Festplatten in mein natürliches Habitat geschleppt.
Zum Missfallen meiner Liebsten all die Sachen auf einen sinnvollen Haufen geworfen und auf dem Rechenknecht (nachfolgend Controller genannt) etwas Software geklöppelt:
st0> showEnclosure ID [l] | ID [d] | Vendor | Model | Path summary -------+--------+--------+-------+------------- 0 | 15 | hewlett| m6412 | fc:2 sg:2 2 | 8 | hewlett| m6412 | fc:2 sg:2 st0> showEnclosureStatus ID [l] | ID [d] | Status | Message -------+--------+--------+------------ 0 | 15 | degrade| input power loss on psu1 1 | 8 | ok | st0> showExport LV | LUN ID | Path summary | Type ----------+-----------+--------------+------ AS006vol0 | 20 | 21:00:00:80:2| FC Si st0> showLv LV Name | vRAID Lvl | PV count | Encryption ----------+-----------+----------+----------- AS006vol0 | 6 | 6 | enabled
Zugegeben, das Interface hat noch ein paar Macken, technisch funktioniert die Kiste einwandfrei. Und so sieht sie aus:
Die technischen Daten:
- Server: DL380 G7, 72GB RAM, 2S4C
- FC-Karten DP0, DP1: Emulex LightPulse 8Gb
- FC-Karte FP0: Qlogic 2524 4Gb
- Bootmedium (Firmware): 4GB Flash media kit
- Bootmedium (Entwicklungsumgebung): 2x146GB SAS
- Enclosures: HP M6412A
- Disks: 450GB FC DP
- OS (Entwicklungsumgebung): Gentoo Linux
- OS (Firmware): Custom Linux (auf Basis von Gentoo)
- Software:
- MPIO: DM-Multipath
- Encryption: LUKS
- Volume manager: LVM2
- Target System: LIO / targetcli
- Interface: rbash, perl- und bash-scripts
- Enclosure services: sg_ses
Der gemessene maximale Datendurchsatz ist durchaus in Ordnung: 170MB/s bei Raid1, 250MB/s bei RAID6. Ausreichend für meine Anwendung.
So weit so gut. Bislang besteht das Projekt aus 100% Altteilen. Der Rechenknecht ist momentan single point of failure, was auch durchaus gewollt ist.
Mir ist nach wie vor unklar, wie NPIV mit LIO zu implementieren ist (bzw. ob das überhapt unterstützt ist). Ich benutze das System zur Archivierung, nicht als Storage-System. APD/PDL-Situationen sind nicht allzu tragisch.
Vielleicht rüste ich ja irgendwann iSCSI nach, dann denke ich erneut über einen hochverfügbaren Controller nach.
Ein paar Sachen sind noch offen:
- Das CLI ist nicht optimal – primär muss die Ausgabe überarbeitet werden
- Die Enclosures können nicht per SES configuration page ausgeschaltet werden. Beim besten Willen konnte ich nicht herausfinden, wie HP das auf dem EVA-Controller macht. Weiss das zufällig jemand?
- Die Kiste benötigt eine eigene PDU. Es macht inferfnalischen Krach, ausserdem heizt es mein Büro auf. Und ich habe keinen Stromsponsor. Das Teil nuckelt ca. 700W im Betrieb und 200W im Bereitschaftsmodus.
- Einen zusätzlichen FP nachrüsten.
In diesem Sinne – ich archivier’ jetzt einen. Prost!