Vor ein paar Wochen habe ich bei einem Kunden eine alte DEC Rainbow 100+ von 1982 im Container fuer die Entsorgung gefunden.
Das Geraet stand jahrelang im Serverraum als Konfigurationskonsole fuer diverse Netzwerkgeraete und Server (vt100/200), und wurde von mir auch rege genutzt.
Auf meine Frage, warum ein funktionierendes Geraet einfach entsorgt wird bekam ich folgende Antwort:
1. ist alt
2. keine Farbe (einerseits ist das falsch und andererseits habe ich noch nie Netzwerkgeraete und/oder Server gesehen, welche farbige Anzeigen erfordern.
3. kein Internetanschluss (wozu???)
4. keine E-Mails (was zum Teufel???)
Ich koennte jetzt mal wieder meine Hasstirade zum Thema “Legoinformatik” (die meisten sog. IT-Fachleute heutzutage haben kein Fachwissen mehr, sie haben Google) vom Stapel lassen, aber ich mache etwas anderes:
Die Rainbow ist selbstverstaendlich internetfaehig, ich schreibe gerade darauf diesen Blogeintrag.
Es gibt drei Moeglichkeiten, heute eine solche Maschine Netzwerkfaehig zu machen:
- Man besorgt sich eine Netzwerkkarte – diese gibts fuer DECnet (von Digital) und 10Base5 (3rd-Party). Ich habe keine von meinen auf die Schnelle gefunden.
- Ein SerialServer. Das ist ein Geraet, welches auf der einen Seite eine RS232-Schnittstelle und auf der anderen Seite eine Netzwerkschnittstelle. Je nach Einstellung dieses Geraetes emuliert er ein serielles Modem, womit man aufs Internet kommt. Dann braucht man nur noch einen Internetbrowser fuer CP/M oder MS-DOS3.3, plattformunabaehngig (z.B. links oder w3m, solche Sachen findet man im Usenet
- Eine Linuxmaschine mit serieller Schnittstelle, getty installiert und ein Nullmodemkabel DB25 auf DB9, denn man kann die Rainbow im Startup-Screen in den Terminalmodus umstellen (T-Taste).
Ich habe die Varianten 2 und 3 getestet. Variante 2 ist zwar mit recht wenig Aufwand realisierbar, so lange man irgendwie die notwendigen Programme (Browser und Modemsoftware) auf die Rainbow bekommt – dazu wird ein alter MS-DOS-Computer mit 5.25″-Diskettenlaufwerk benötigt. Die Erfahrung ist eher langsam und gemaechlich, und schmiert zuweilen ganz ab, weil meine Rainbow nur 64kB RAM hat (das Expansion Kit ist defekt).
Die Variante 3 ist einfach, performant und stabil. Auf der Rainbow ist der Terminalmodus zu konfigurieren (F3->PageDown->PageDown, 8N als Datenbreite/Paritaet, 19200 als Baudrate symmetrisch, FDXA als Protokoll).
Auf dem Linuxrechner fuehre man folgendes aus:
root@mws01:~# nano -w /etc/init/ttyS0.conf start on stopped rc or RUNLEVEL=[2345] stop on runlevel [!2345] respawn exec /sbin/getty -L 19200 ttyS0 vt100 root@mws01:~# start ttyS0
(Ubuntu 11.04 – ttyS0 ist gegebenenfalls anzupassen)
root@powerstorm:~# nano -w /etc/inittab # SERIAL CONSOLES s0:12345:respawn:/sbin/getty -L 19200 ttyS0 vt100 root@powerstorm:~# init q
(Gentoo – ttyS0 ist gegebenenfalls anzupassen, agetty waere auch benutzbar)
Ach ja, und VT100 hat Probleme mit Umlauten… 🙂