Eine Palette Scheisshauszellulose zum Geburtstag

Der männliche Part der Erzeugerfraktion meiner Freundin hatte letzthin Geburtstag – einen Runden. Um diesem Umstand zu gedenken wurden grosse Feierlichkeiten geplant.

Jeder Partizipant sollte eine Erinnerung an die letzten 100 Jahre des Würdenträgers mitbringen.

Lange Zeit wusste die Weiblichkeit nicht, was sie Mitbringen könnte. Irgendwann habe ich mich an die folgende Geschichte, erzählt vom Vater, erinnert:

Es begab sich zu einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung war, die Elektronen hatten gerade fliegen gelernt, als ein Mann, seines Zeichen Vater und Produzent antiveganer Lebensmittel mittels Lebendfabriken, in einem Kaufhaus für den landwirtschaftlichen Bedarf (nachfolgend Stadti genannt) auf ein Angebot stiess, welches er nicht ausschlagen konnte: Eine Palette Toilettenpapier für nur eine Hand voll Taler.

Also nicht lange überlegt, den Ochsen vor den Trecker gespannt und die Zellulosezubereitung ins persönliche Domizil geschoben. Die Angetraute zweifelte an der geistigen Gesundheit des Vaters, denn wer soll 240 Rollen jemals verscheissen? -FIN-

Ich fand (und finde) die Geschichte lustig und machte der Holden den Vorschlag, die Geschichte zu verwursten. Sie solle doch bei Gelegenheit mal zum Modellbauhöker gehen und sich eine kleine Palette in/für Nenngrösse II (Modelleisenbahngrösse) kaufen – darauf hätten wir dann einfach eine Rolle draufgeklebt.

Die Zeit verging…

Am Samstag vor der Feier schob ich meine Wampe durch den Baumarkt mit den 5 blauen Buchstaben – sie hatten gerade Pressholzplatten für 6 einwertige Münzen pro Stück. Da kam mir plötzlich die Sache wieder in den Sinn.

Die Dame hatte natürlich die Palette nicht besorgt, und es war 5 Minuten vor Ladenschluss. Also flugs etwas denaturiertes Holz eingepackt und in die Werkstatt gejockelt. Da ich sowieso in der Werkstatt Staub schlucken musste wollte ich das Ding gleich “richtig” – also mit kleinen Papierrollen machen.

Da ich keine Drechslerei habe musste ich “etwas” improvisieren:

DSC02063Ein 12mm-Loch in eine alte Dachlatte gebrüllt wurde zum Zentrierlager, die Handbohrmaschine und ein Teil des dazugehörigen Bohrständers spielten Antrieb und Dreibackenfutter und Reste von OSB-Platten die Werkzeugauflage.

Ein qualitativ äusserst hochwertiger Schaubenzieher (ja, das Ding heisst in der Schweiz …zieher!) musste ordentlich federn lassen:

Dabei ist mir aufgefallen, dass meine Doppelschleifmaschine so dermassen eiert, dass ein genaues Arbeiten praktisch unmöglich ist. Aber wie üblich war das Abzieh-/Abrichtwerkzeit nicht mehr aufzufinden.

Nach dem Werkzeugbau konnte endlich gedrechselt und geschliffen werden:

Danach mussten die Rollenstapel noch gesägt, zusammengeklebt, geschliffen und zu guter Letzt lackiert werden. Davon und vom Bau und der Montage der Palette habe ich leider keine Fotos gemacht. Ich war irgendwann um Mitternacht doch etwas angesäuert, dass ich den Scheiss auf den letzten Drücker machen musste. Das Resultat war aber ganz ansehnlich:

Die Etikette im Detail: su&wa Scheisshauspapier

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